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  • AutorenbildMichael Handschuh

Open-Access in der Wissenschaft

Förderung von Projekten - zur Etablierung einer gelebten Open-Access-Kultur - in der deutschen Forschungs- und Wissenschaftspraxis.


Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) will den Wandel wissenschaftlichen Publizierens hin zu mehr Open-Access vorantreiben. Mit der Förderung zielt das BMBF auf die Etablierung einer umfassend - gemeinsam gelebten - und in Kollaboration gestalteten Open-Access-Kultur in allen Bereichen von Wissenschaft und Forschung ab.


Die Förderrichtlinie fördert Projekte in drei Themenschwerpunkten:


Themenfeld 1 fördert die finanzielle Etablierung von Vorhaben, deren Ziel die Entwicklung, Erprobung und Etablierung von wissenschaftsgetragenen Finanzierungsmodellen ist.


Themenfeld 2 fördert die institutionelle und soziokulturelle Etablierung, die sich auf die Erforschung und Erhöhung der Anerkennung von Open-Access in der Wissenschaft konzentrieren.


Themenfeld 3 ist ein offenes Förderfeld. Darin werden Vorhaben gefördert, die die vielfältigen Bedarfe einer Open-Access-Kultur aufgreifen und damit zur Erreichung des Ziels der Förderrichtlinie beitragen.


Das 1. Themenfeld zielt auf die Etablierung von Open-Access als Standard des Publizierens ab. Förderung erhält der Auf- und Ausbau von nachhaltigen wissenschaftsgetragenen Finanzierungsmodellen.


Das Themenfeld 1 untergliedert sich in zwei Unterthemen.

a. Förderung von Projekten, die Diamond-Open-Acces-Publikationsorgane hinsichtlich der Trägerschaft und Finanzierung dieses Modells stärken.

Publikationsorgane, die gebührenfreie Publikationsmöglichkeiten im Diamond-Open-Access-Modell¹ anbieten, können zum einen die Diversität des Systems fördern, in dem die Autor_innen nicht mit Kosten belastet werden. Zum anderen können wissenschaftsgetragene Publikationsinfrastrukturen eine Alternative darstellen. Um die Verbreitung qualitativ hochwertiger Inhalte aus der Forschungspraxis mittels Diamond-Open-Access-Organen zu unterstützen, sollen Vorhaben gefördert werden, die dauerhaft tragfähige Finanzierungsmodelle für Diamond-Access-Zeitschriften, -Reihen sowie -Plattformen etablieren und stärken. Dabei soll auch die Zusammenarbeit zwischen Diamond-Access-Organen entwickelt, gegründet und vorangetrieben werden.


b. Förderung von Vorhaben, die konsortiale Finanzierungsmodelle für die Transformation von Publikationen realisieren.

Untersuchungen zu Wirkungen und Herausforderungen des Open-Acces-Publizierens zeigen, dass die Verteilung der Kostenlast für Publikationen auf mehrere Einrichtungen sinnvoll sein kann. Wissenschaftler_innen können ihre Ergebnisse einfach und ohne Klärung von Finanzierungsfragen veröffentlichen. Darüber hinaus kann durch die Einbindung mehrerer Einrichtungen im Rahmen konsortial-organisierter Finanzierungsmodelle eine langfristige, enge Anbindung an die Gemeinschaft der Nutzenden von Open-Access-Angeboten - und deren spezifische Bedarfe gewährleistet werden. Somit sind Vorhaben förderfähig, die die Etablierung von konsortialen Open-Access-Modellen unterstützen und vorantreiben. Eine nachhaltige Reputationsdynamik kann durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteur_innen der Wissenschafts- und Forschungslandschaft realisiert werden. Deshalb umfasst dieses Unterthema auch die Förderung von Verbundvorhaben, in denen z.B. Bibliotheken, Fachgesellschaften, Fachinformationsdienste (FIDs), kleinere und mittlere Verlage und andere Einrichtungen miteinander kooperieren.

 

Für die Förderung von Unternehmen im Themenfeld 1 gilt, dass förderfähige Vorhaben Qulitätssicherungsmaßnahmen implementieren - und anwenden müssen. Dazu können sowohl die klassischen Qualitätssicherungsverfahren - wie Double-Blind-Peer-Review-Verfahren oder die Veröffentlichung von Qualifikationsarbeiten zählen. Förderfähig sind insbesondere Vorhaben, die in der Open-Access-Landschaft bisher noch wenig vertretene Formate veröffentlichen und verbreiten wollen.

 

Themenfeld 2 fördert Vorhaben, die sich auf die Erforschung und Erhöhung der Anerkennung von Open-Access in der Wissenschaft konzentrieren.


Das Themenfeld zielt darauf ab, Fragen, Anerkennung und Bewertung von Open-Access in den Fokus zu nehmen. Das Themenfeld will Vorhaben fördern, die sich der weiteren Erforschung von Open-Access annehmen. Ziel dieses Themenfeldes ist es, bestehende Forschungslücken zum Thema Open-Access zu schließen.


Das Themenfeld 2 untergliedert sich in zwei weitere Unterthemen.


a. Förderung von Vorhaben, die responsive Open-Access-Umgebungen erforschen.

Eine responsive Open-Access Umgebung zeichnet sich dadurch aus, dass Institutionen und Personen aus der Wissenschaftspraxis und der Gesellschaft Open-Access als Standard wahr- bzw. annehmen und von sich aus unterstützen. Um Forschungslücken zu schließen und die Grundlage für die Umsetzung einer responsiven Open-Access-Umgebung zu legen, in der Forschende, sich ohne Bedenken für eine Open-Access-Publikation entscheiden - sollen in diesem Unterthema gefördert werden. Die Projekte sollen insbesondere Faktoren erforschen, die die Akzeptanz von Open-Access in der Forschungs- oder Wissenschaftspraxis beeinflussen. Besonders wünschenswert sind Vorhaben, die eine hohe praktische Relevanz als Output versprechen und Empfehlungen aussprechen, wie die Erkenntnisse konkret nutzbar gemacht werden können.


b. Unterthema 2 fördert Vorhaben, die auf die Institutionalisierung von sich selbsttragenden Open-Access Strukturen in der Forschungs- und Wissenschaftspraxis hinwirken.

Entsprechend der Methoden, Arbeitsweisen und Traditionen der Reputationsprodukten in Disziplinen, Fachbereichen und ganzen Institutionen wird Open-Access sehr differenziert angewandt und anerkannt. In diesem Unterthema sollen Vorhaben, die die Institutionalisierung von Open Access in akademischen Einrichtungen voranbringen, gefördert werden. Dieses Unterthema richtet sich auf die Etablierung einer Open-Access Kultur durch die Erarbeitung und Bereitstellung von Unterstützungsangeboten für Institutionen und Stellen in der Wissenschaft, die maßgeblich Einfluss auf Vorgaben zum Open-Access Publizieren nehmen können.
 

Themenfeld 3 fördert Vorhaben, die die vielfältigen Bedarfe einer gelebten Open-Access-Kultur aufgreifen.


Mit diesem Themenfeld sollen Projekte gefördert werden, die sich schwerpunktmäßig nicht den oben genannten Themenfeldern zuordnen lassen. Die Richtlinie nennt dazu als Beispiele, Vorhaben zur Entwicklung, Erprobung und Implementierung von Werkzeugen, Services oder Infrastrukturen. Auch Vorhaben, die Governancemodelle oder Abläufe entwickeln sind vorstellbar. Grundsätzlich sind auch Vorhaben förderfähig, die bestehende Open-Access-Ansätze und -Ideen, die im Rahmen von bisherigen Projekten und Initiativen erarbeitet wurden, aufgreifen. Vorhaben, die an bisherige Projekte und Initiativen anknüpfen, müssen zwingend einen Mehrwert zu den bestehenden Projekten aufweisen.

 

Antragsberechtigt sind staatliche und private, staatlich anerkannte Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Deutschland, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie nicht gewerbliche Institutionen (Stiftungen, gemeinnützige Vereine). Eine Betriebsstätte in Deutschland ist zum Zeitpunkt einer eventuellen Auszahlung erforderlich. Als KMU gelten Unternehmen gem. der Definition der Europäischen Union.


Antragstellende sollen prüfen, ob ihr Vorhaben spezifisch europäische Elemente aufweist und mit dem EU-Forschungsrahmenprogramm www.horizont2020.de vereinbaren lässt. Das Ergebnis dieser Prüfung ist im Förderantrag darzustellen.


Art, Umfang und Höhe der Zuwendung. Eine mögliche Förderung erfolgt im Wege einer Projektförderung als nicht rückzahlbarer Zuschuss. Pro Einzelprojekt bzw. Verbundprojekt stehen Mittel in Höhe von bis zu 300.000 Euro (exclusiv Projektpauschale) bereit. Die Höhe der Zuwendung pro Vorhaben richtet sich im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel nach den Erfordernissen des beantragten Projekts. Die Laufzeit der Projekte soll nicht länger als 36 Monate betragen. Auch Vorhaben mit kürzerer Laufzeit bzw. geringerem Förderbedarf können adressiert werden. Es ist ein gemeinsamer Start zum 1. September 2023 geplant.


Bemessungsgrundlage für Zuwendungen an Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und für Vorhaben von Forschungseinrichtungen, die in den Bereich der wirtschaftlichen Tätigkeit fallen, sind die zuwendungsfähigen projektbezogenen Kosten. Diese können anteilig finanziert werden.


Bemessungsgrundlage für Zuwendungen an Hochschulen, Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen und vergleichbare Institutionen, die nicht in den Bereich der wirtschaftlichen Tätigkeit fallen, sind die zuwendungfähigen projektbezogenen Ausgaben, die unter Berücksichtigung der beihilferechtlichen Vorgaben bis zu 100 Prozent gefördert werden können.

Die zuwendungsfähigen Kosten/Ausgaben richten sich nach den "Richtlinien für Zuwendungsanträge auf Ausgabenbasis" und/oder den "Richtlinien für Zuwendungen" auf Kostenbasis von Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft" des BMBF. Die Vorgaben der De-minimis-Verordnung sind zu befolgen.


Verfahren. Zur Abwicklung der Fördermaßnahme hat das BMBF die VDI/VFE Innovation + Technik GmbH in Berlin beauftragt. Das Antragsverfahren ist einstufig. Dem Projektträger sind bis spätestens 25. Januar 2023, ein rechtsverbindlicher Förderantrag (einschließlich einer Vorhabensbeschreibung) in schriftlicher und elektronischer Form - in deutscher Sprache vorzulegen. Ein Rechtsanspruch auf Förderung besteht nicht. Insbesondere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft (inklusiver Start-ups) werden in der Richtlinie ermutigt, an Maßnahmen zur Wissenschaftskommunikation teilzunehmen. Ohne, dass dies als Kriterium bei der Föderentscheidung des Zuwendungsgebers berücksichtigt wird.

 

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Richtlinie zur Förderung von Projekten zur Etablierung einer gelebten Open-Access-Kultur in der deutschen Forschungs- und Wissenschaftspraxis, BAnz AT 07.12.2022 B 3.


1 Im Diamond-Open-Access-Geschäftsmodell fallen keine Gebühren für die Lesende oder Autor_innen an. Die Publikationsstruktur wird von wissenschaftlichen Einrichtungen bereitgestellt oder durch fachlich organisierte Wissenschaftsverbänd finanziert. https://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/2022/info_wissenschaft_22_26/index.html, zuletzt abgerufen 15. Dezember 2022.


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